Nasse Heide: Karge Böden - hagere Wälder
Ganz im Westen der Gemarkung Dobbrikow liegt auf halber Strecke des Weges nach Kemnitz die "Nasse Heide". Tatsächlich wird dieses eher trockene Waldgebiet von einer Rinne durchzogen, die einmal das eiszeitliche Schmelzwasser abführte. Diese teilweise von Flugsanden überdeckte Abflussbahn schließt nordöstlich an die Kemnitzer Sanderwurzel an und erstreckt sich vom Nettgendorfer "Grootbusch" in Richtung Lühsdorf.
Die Karte der Potentiellen natürlichen Vegetation weist im Bereich der "Nassen Heide" eine Besonderheit auf. Unter natürlichen Bedingungen würde auf den podsoligen Regosol-Böden potentiell Drahtschmielen-Eichenwald im Komplex mit Flechten-Kiefernwäldern (vgl. Karte J24=rot) stocken. Flechten-Kiefernwälder wachsen auf den ärmsten Standorten an der Trocken- und Nährstoffgrenze bodensaurer Wälder und unterscheiden sich durch ihre geringe Wuchsleistung und die wenig entwickelte Krautschicht stark von anderen Kiefernwäldern. Wichtigstes Kennzeichen dieses Sand- und Silikat-Kiefernwaldes ist ihre gut ausgebildete Flechten- und Moosschicht auf einer geringen Humusauflage.
Die Flugsanddecken und Binnendünen im Bereich der "Nassen Heide" würden potentiell von flechtenarmen Weißmoos-Kiefernwälder, örtlich mit Draht-Schmiele, besiedelt. Bemerkenswert ist, dass diese Weißmoos-Kiefernwälder sogar artenärmer als Flechten- Kiefernwälder sind (HEINKEN 2008). Die Wissenschaft ist sich noch uneinig darüber, ob Weißmoos-Kiefernwälder in Mitteleuropa Schlusswaldgesellschaften auf sehr armen Standorten sein können.
Floristisch den natürlichen Kiefernwäldern schon sehr nahe stehend, befinden sich die heutigen Forstgesellschaften der "Nassen Heide" unter der Einwirkung von luftbürtigen Stoffeinträgen (u.a. Stickstoff) vermutlich im Übergang von den Hagermoos-Kiefernforsten zu den Drahtschmielen-Kiefernforsten . Kennzeichnend für Hagermoos-Kiefernforst (Dicrano-Cultopinetum sylvestris) sind lückige Moosdecken aus Hypnum cupressiforme, Dicranum scoparium und Dicranum polysetum.
Nach Aufforstung armer Standorte vor über 50 Jahren waren sie womöglich noch den Flechten-Kiefernforsten (Cladonio-Cultopinetum sylvestris) mit Strauchflechten (Cladonia rangiferina, Cl. arbuscula, Cl. mitis) und reichlich Moosen (Hypnum cupressiforme, Pleurozium schreberi, Dicranum scoparium) zuzurechnen, wobei letztere das Unterscheidungsmerkmal zum Flechten-Kiefernwald bilden. Tatsächlich sind die Flechten-Kieferforsten heute verschwunden, weil sie in Hagermoos- oder Drahtschmielen-Kiefernforsten übergegangen sind.