Die letzten Kilometer der 9. Armee

"Die Reste von Busses 9. Armee schoben sich inzwischen nach Funkanweisung von Wenck auf das Dorf Wittbrietzen, sieben Kilometer südlich von Beelitz, vor. Am Mittag besetzten sie Kummersdorf, legten eine kurze Rast in den Wäldern des Artillerieschießplatzes nordwestlich des Dorfes ein, ehe sie zur nächsten Etappe aufbrachen. Hier mussten sie eine weitere sowjetische Riegelstellung an der Straße Berlin - Luckenwalde durchbrechen, um dann während der Nacht ihren Weg nach Westen kämpfend zurückzulegen. Sie waren die ganze Zeit sowjetischen Luftangriffen, Artillerie- und Werferfeuer sowie Angriffen von Infanterie und Panzern ausgesetzt. Hinzu kamen Täuschungsmanöver und Angriffe von deutschen Einheiten, die in der Roten Armee kämpften, den sogenannten 'Seydlitz-Truppen'. Im Dunkel des frühen Morgens mussten mehrmals kleinere russische Einheiten umgangen werden. In der Dämmerung trafen sie auf die Stellungen der des 5. (mechan.) Gardekorps. Sie durchbrachen dieses letzte Hindernis mit ihrem einzigen verbliebenen 'Tiger'-Panzer an der Spitze und erreichten völlig erschöpft am Morgen des 1. Mai die Linien der 12. Armee.

Busse schätzte später, dass etwa 40.000 Mann und mehrere tausend Flüchtlinge Wencks Linien erreicht haben. Andere Schätzungen liegen niedriger. Konjew behauptet, dass 30.000 von den 200.000 Mann, die aus dem Kessel bei Halbe ausgebrochen waren, das Gebiet um Beelitz erreichten, dass diese dann aber ständigen Angriffen seiner Streitkräfte ausgesetzt gewesen seien und höchstens drei- bis viertausend zur 12. Armee stoßen konnten."

In Anbetracht der großen Schwierigkeiten bewertet LE TISSIER die Vereinigung der 9. und der 12. Armee  als eine glänzende Leistung beider Oberbefehlshaber.

Ein Teil der Panzer-Grenadier-Division „Kurmark“ kam nach dem Ausbruch aus dem Kessel von Halbe bei Jerichow am 5. Mai 1945 in amerikanische Gefangenschaft.

Quelle:

LE TISSIER: Der Kampf um Berlin 1945.